Montag, 20. Juni 2016

Rezension | Die Auslese - Nichts ist, wie es scheint


Joelle Charbonneau | Band 3 von 3 | penhaligon | 16,99€ | OT: Graduation Day | Mai 2016 | 382 Seiten | Meine Wertung: 4,5-/5


Cia Vale hat die gefährliche Auslese überlebt, während sich Chaos und Wut in der Gesellschaft ausbreiten. Ein verheerender Bürgerkrieg steht bevor, und die Rebellen schmieden einen Plan, die grausame Regierung zu stürzen. Auch Cia ist bereit, um das Ende der Auslese zu kämpfen, aber sie kann es nicht alleine tun. Sie hofft auf die Loyalität ihrer Kameraden, doch das kann tödlich für sie enden. Denn Täuschung und Wahrheit liegen nah beieinander. Und der Einsatz ist hoch, denn auf dem Spiel steht das Leben all derer, die sie liebt. Wem kann Cia vertrauen?

Ein Klopfen an der Tür lässt mich aufspringen.

"Ich will selbst entscheiden können, ob ich so tun kann, als wäre ich noch immer das Mädchen aus Five Lakes, das vor langer Zeit in den Gleiter gestiegen und nach Tosu-Stadt aufgebrochen ist, oder ob ich die besten Eigenschaften dieses Mädchens bewahre und zulasse, dass etwas Neues aus ihm wird."
(Seite 92)


Die ersten beiden Bände der Auslese sind vor allem durch eins aufgefalllen: die gnadenlose Spannung, die sich über alle Seiten spannte. Dazu eine raffinierte Handlung und eine noch scharfsinnigere Protagonistin plus ein aufregender Schreibstil und die Mischung war perfekt.

An den letzten genannten Sachen ändert sich auch nichts. Cia brilliert durch ihre Persönlichkeit, die zu gleichen Teilen stark und intelligent ist. Sie ist fähig, bedeutungsschwere Entscheidungen genau abzuwägen und einen bühnenreifen Plan zur Umsetzung auszuarbeiten. Sie wirkt dabei sehr authentisch, wird mit moralischen Fragen konfrontiert, bei denen man nicht sagen kann, was richtig oder falsch ist. Trotzdem behält Cia ihre Prinzipien und Empathie bei, was enorm eindrucksvoll ist.

Von den anderen Charakteren kann ich jedoch kaum behaupten, dass sie mir sympathisch geworden sind. Das mussten sie jedoch auch nicht, denn was der finale Teil der Reihe deutlich macht, ist, dass man niemandem trauen kann - und so hegte ich nach wie vor Misstrauen selbst gegen jene, denen Cia vollkommen zu vertrauen scheint, wie Tomas. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass mich die Liebesgeschichte nicht überzeugt hat, da mir Tomas zu platt blieb - positiv ist aber, dass die Lovestory nicht übermäßig aufgespielt wird und der Fokus auf der Handlung bleibt.


Die Handlung gestaltet sich dieses Mal etwas anders und das ist auch der Grund, warum die immense Spannung der Vorgängerbände hier nicht ganz auftaucht. Generell scheint mir die Handlung dieses Mal etwas weniger zu sein, denn Cia denkt anfangs mehr nach, anstatt etwas zu tun. Das will ich aber nicht kritisieren, denn man merkt, dass sie mit dem inneren Konflikt zu kämpfen hat und ihre Entscheidung wohlüberlegt angehen will, was nur noch mehr zur Authentizität beiträgt. Permanent flüssig bleibt die Handlung so oder so, nur der Spannungsbogen hat sich nicht so schnell eingestellt wie sonst.
Aber natürlich bleibt das nicht so: Abgesehen von gelegentlichen Aufrüttlern dürfen wir uns gegen Mitte/Ende hin auf actionreiche, riskante Szenarien einlassen, die einem erneut ins Gedächtnis rufen, auf welch hohem Niveau die Spannung bei Joelle Charbonneau liegt. Und selbst wenn nichts Atemberaubendes in der Handlung passiert, so kreiert sie dennoch eine Atmosphäre, in der man alles hinterfragt und überlegt, ob es wirklich so ist, wie es den Anschein hat oder doch viel mehr dahintersteckt. Das Ende empfand ich als gelungen, auch wenn die Auflösung stellenweise diffus ist, jedoch konnte ich das Buch zufrieden zuklappen.


Sowieso ist Charbonneaus Schreibstil grandios, sie versteht es, einen komplexen Sachverhalt verständlich und ausführlich zu erklären, Cia ihren entschlossenen Charakter zu geben und gleichzeitig so wahnsinnig flüssig zu schreiben, dass die Kapitel im Rausch vergehen. Für mich stellt sich daher überhaupt nicht die Frage, ob ich kommende Werke von ihr lesen möchte; natürlich will ich das.

Die Auslese - Nichts ist, wie es scheint kann in puncto actionreiche Spannung zwar nicht ganz mit seinen Vorgängern mithalten, sondern brilliert vor allem durch seine Atmosphäre und die Fragen, die aufgeworfen werden. Es ist noch immer ein würdiges Finale und Lesevergnügen.
4,5 Eulen mit Tendenz zu 4, da Band 2, welcher mir etwas besser gefiel, schon 4,5 bekommen hat



1 Kommentar:

  1. Huhu Noemi,
    juhuu, noch jemand, der das Finale nicht schlecht fand. Ich hab so viel negatives davon gehört, dass ich mich schon ganz alleine gefühlt habe. ;)
    Liebe Grüße
    Mandy

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