Freitag, 16. Oktober 2015

Rezension | Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks

Es war der zwanzigste Dezember. Hinter mir lagen genau sechs Monate mit Steven. 183 Tage voller Küsse, bevor die Gleichung sich änderte. Unwiderruflich.
Das letzte Mal, dass Lexie glücklich war, war davor. Als sie einen wunderbaren Freund hatte, den Traum, Mathematik zu studieren, und einen Bruder. Tyler. Nun ist sie für die anderen nicht mehr das Zahlengenie, sondern nur noch das Mädchen, dessen Bruder sich umgebracht hat. Um mit der Trauer fertigzuwerden, beginnt Lexie, ihre Gefühle aufzuschreiben. Doch leider ist das Leben keine Gleichung, sonst könnte sie die quälende Ungewissheit auflösen: Tyler hat ihr vor seinem Tod eine SMS geschickt, die sie nicht beachtet hat. Hätte sie alles ändern können? Der Gedanke verfolgt Lexie wie ein Schatten. Bis sie erfährt, was es braucht, um ihr Glück wahrscheinlicher zu machen.

"Ich würde versuchen, die Gleichung meines Lebens zu lösen. Herausfinden, ab welchem Punkt alles schiefgelaufen ist. Wie ich hierhergekommen bin, von A nach B, wobei A die selbstsichere, kluge, stabile Alexis Riggs ist, die viel gelacht und ab und zu mal geheult und nicht bei den einfachsten Dingen versagt hat.
Und B das hier."
(Seite 14)


Erst mal möchte ich festhalten, dass es nicht meine Idee war, das hier aufzuschreiben.

Das Cover, die Farben und vor allem die mathematische Art des Titels gefällt mir sehr gut, allerdings finde ich das Originalcover noch aufwühlender, da es einen wichtigen Bezug zum Inhalt hat und man an dem Spruch sofort erkennt, woran man ist.

Nämlich an einem Buch, das traurig ist. Aufrichtig traurig und ergreifend und mit einer dunklen Atmosphäre, die vorprogrammiert ist. Es geht um Selbstmord und damit ist Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks ein Buch, das nicht jedem zusagt.

Alexis bekommt von ihrem Therapeuten aufgetragen, ein Tagebuch zu schreiben und so erfährt der Leser abwechselnd von ihrem jetzigen Leben und in den Tagebuchpassagen die Erinnerungen an Tyler und ihr Leben davor.

Die Protagonistin kann man eigentlich nur bewundern. Zwar ist ihr Bruder gestorben, was auf keinen Fall erstrebenswert ist, aber Alexis Charakter ist ausgefallen sympathisch und stark. Nicht nur die herzbewegende Art, wie sie mit Tylers Tod umgeht, sondern auch, dass sie ein absolutes Mathegenie ist und allerlei Wissenschaftliches in ihren Gedanken lebendig wird, hat Alexis für mich zu einer herausragenden Protagonistin gemacht.

Auch die anderen Charaktere hat die Autorin hervorragend in die Geschichte eingeflochten und authentisch gemacht. Selbst von Tyler, den man nur durch Alexis kennenlernt, wird ein sympathisch markantes Bild vermittelt, sodass die Story noch tiefer ins Herz geht.
Auch Steven, Alexis Ex-Freund, von dem sie sich nach dem Tod ihres Bruders getrennt hat und der sie noch immer mag, ist überraschend einfühlsam und konnte mich für sich gewinnen. Diese Art von süßer Liebesgeschichte hält sich dabei eher im Hintergrund, was richtig gewählt ist, da sich das Buch auf eine andere Thematik konzentriert.

Lexie muss nicht nur selbst mit den Folgen des Selbstmords ihres Bruders kämpfen, sondern sich auch um ihre Mutter kümmern, aus dem Zwiespalt wegen ihres Vaters herausfindenund sich darüber klarwerden, ob sie noch aufs College gehen will. Zudem hat Tyler einige Dinge unvollendet hinterlassen...


Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks ist nicht einfach ein Buch, in dem eine deprimierte Protagonistin vor Traurigkeit umkommt und nichts mehr mit sich anzufangen weiß und am Ende entweder wieder ein strahlendes Happy End vorkommt oder das Ende so niederschmetternd ist, dass der Leser das Buch frustriert gegen die Wand werfen will.
Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks ist ein Buch, in dem durch die ernste Thematik natürlich viel Traurigkeit aufkommt und die Protagonistin das Gefühl hat, in ihrem Schmerz zu ertrinken. Doch Alexis Gefühle sind so schmerzhaft nachvollziehbar und trotzdem weiß man, dass Alexis selbst noch viel mehr leiden mussals man es sich vorstellen kann, wodurch der Leser die Gefühle noch stärker fühlt. Jedoch verliert das Buch nicht seinen Charme und ist sogar überaus spannend. Die Handlung wird nicht platt erzählt, ganz und gar nicht. Stattdessen wird man in ein Hoch und Tief der Emotionen gestürzt und hat noch ein paar heikle Aufregungen zu verkraften...

Cynthia Hand schreibt wundervoll. Ihr Schreibstil ist flüssig, dabei auch poetisch und tiefgründig und bei bestimmten Passagen ist der Schmerz und die Trauer vollkommen spürbar. Sie hat mit Alexis einen großartigen Charakter geschaffen, mit dem ich mitfiebern, lachen und weinen konnte. Ja, das Buch hat mich zu Tränen gerührt, besonders am Ende ist dies nicht mehr aufzuhalten, so bewegend, so aufwühlend und wunderschön ist es geschrieben und ich wollte mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören.

Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks hinterlässt eine wichtige Botschaft, die geprägt ist von Phasen tiefgehender Trauer und einem Hauch von Hoffnung. Bemerkenswerte Charaktere und ein brillanter Schreibstil führen zu dieser herzzerreißenden, wunderschönen Leseerfahrung.

Vielen Dank an Blogg dein Buch & den Verlag HarperCollins!
Zum Buch

1 Kommentar:

  1. Ein wirklich toller Post, Liebes! Ich finde die Art toll, wie du Bücher bewertest, wirklich einzigartig. <3

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    LG Susie
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